DESERT MIRACLES


Experimental Film, Las Vegas/USA, 2015,
S16mm, Color, Stereo


Desert Miracles is a cinematic exploration of a commercialized architecture of desire. Across 22 different tableaus the film meditates upon the interiors of Nevada’s wedding chapels, considering how the excessive scenery opens up to constitute a cultural organisation of “Love”. A woman’s’ voice is heard reading out an ambiguous letter to an unknown lover in which she finds herself troubled by the challenges of modern relationships, unable to negotiate a balance between self-fulfilment and optimization.

The text is based on anonymous posts by different women in various internet wedding forums. One fictional female character is composed out of many assembled perspectives on desire, relationships and social expectation.


Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In ihrem äußerst stringenten Kurzfilm DESERT MIRACLES montieren die beiden Filmemacherinnen Miriam Gossing und Lina Sieckmann statische Innenansichten von Hochzeitskapellen in Las Vegas zu einem faszinierenden Kaleidoskop US-amerikanischer Vorstellungen über Repräsentationen von Liebe und Romantik. Ergänzt werden die Bilder auf der Tonebene durch gelesene Auszüge aus verschiedenen Posts von Frauen auf US-amerikanischen Hochzeitsforen, deren unterschiedliche Perspektiven zu einer Collage verschmelzen. Dadurch ergibt sich ein gekonnt gesetztes Zusammenspiel aus der ökonomisierten Seite der Liebe im Bild mit ihrer emotionalen Seite im Text. 
Die kunstvoll fotografierten, meist axial angeordneten Räume wirken dabei zunehmend wie Beerdigungsinstitute, in deren beklemmender Atmosphäre man sich ebenso gut aufgebahrte Särge vorstellen kann. Die dezente Ironie, die sich hinter dieser suggerierten Nähe von Liebe (bzw. Ehe) und Tod verbirgt, wird in keinem Moment zum bloßen Spott, sondern von den Filmemacherinnen klug und einfühlsam ausbalanciert. Nicht zuletzt durch die herausragend miteinander korrespondierenden Text- und Bildebenen regt DESERT MIRACLES zur nachhaltigen Auseinandersetzung mit einer Kultur an, die Ehe und Romantik nicht nur kommerzialisiert, sondern nicht selten auch zu Kitsch banalisiert.